Deutschland ist gemäß der WHO-Definition ein Endemiegebiet für Schilddrüsenvergrößerung mit einem Auftreten von mehr als zehn Prozent in der Bevölkerung. Zwischen dem von Norden nach Süden zunehmenden Mangel an dem Schilddrüsenhormonbaustein Jod in der Nahrung und der Kropfhäufigkeit besteht ein direkter Zusammenhang, so dass etwa 70 Prozent der Patienten lediglich eine Struma (Kropf) im Sinne einer Vergrößerung auf Grund des Jodmangels in der Nahrung haben, ohne dass eine eigentliche Funktionsstörung der Schilddrüse vorliegt (siehe Abbildungen rechts).
Bei etwa 15 Prozent muss mit einer Überfunktion, bei etwa fünf Prozent mit einer Unterfunktion der Schilddrüse gerechnet werden. Bei etwa zehn Prozent der Patienten liegen seltenere Schilddrüsenerkrankungen wie Entzündungen und gutartige oder bösartige Tumore vor. Nicht jede erkrankte Schilddrüse muss operiert werden, es gibt in vielen Fällen auch alternative Behandlungsverfahren, zum Beispiel medikamentöse Behandlung oder Radiojodtherapie.
Jährlich müssen in Deutschland etwa 100 000 Operationen an der Schilddrüse durchgeführt werden, davon circa 200 in der Fachabteilung Chirurgie am Krankenhaus Tauberbischofsheim. Dies hat auch bei uns dazu geführt, dass Schilddrüsenoperationen einen Routineeingriff darstellen, der an unserer Klinik mit sehr hoher Sicherheit und sehr geringen Komplikationsraten durchgeführt wird.
Zu den obligaten Voruntersuchungen gehören, eine durch einen Nuklearmediziner durchgeführte Szintigraphie und Sonographie der Schilddrüse sowie aktuelle Schilddrüsenwerte. All dies wird durch Ihren Hausarzt veranlasst.
Sollte bei Ihnen ein Eingriff an der Schilddrüse vorgenommen werden müssen, so wird dieser in jedem Fall dazu führen, dass der erkrankte Teil des Schilddrüsengewebes vollständig entfernt wird, bei bösartiger Erkrankung sogar die ganze Schilddrüse mit dem umgebenden Lymphgewebe. Wir verwenden routinemäßig das Neuromonitoring zur sicheren Identifizierung und Überwachung des Stimmbandnervs. Damit kann das Risiko einer bleibenden Schädigung minimiert werden. Sorgfältige Präparation der Nebenschilddrüsen soll das Auftreten von Calciummangelerscheinungen nach der Operation minimieren. Als Zukunftsvision sollen endoskopische Verfahren für Teileingriffe an der Schilddrüse und Nebenschilddrüse durchgeführt werden.
Nach der Operation ist eine Wunde im Bereich des Halses unvermeidbar, die sich jedoch in aller Regel nach einigen Monaten in eine strichförmige Narbe verwandelt. Ein in der Wunde liegendes Redon und die Hautklammern werden noch während des stationären Aufenthaltes entfernt.
Duschen dürfen Sie
ab dem zweiten postoperativen Tag, das Haare waschen ohne Überstreckung
empfehlen wir erst nach der Entfernung des Klammermaterials. Gerne
entlassen wir Sie bei komplikationslosem Verlauf am vierten
postoperativen Tag. Für etwa drei Wochen sollten Sie die Überstreckung
des Halses meiden, keine schweren Lasten (über zehn kg) heben und die
frische Narbe nicht durch Cremes manipulieren. In den meisten Fällen
wird es postoperativ nötig sein das Schilddrüsenhormon, Jodid oder
beides zur Rezidivprophylaxe oder zur Substitution in Tablettenform
einzunehmen. Dies legt Ihr behandelnder Hausarzt oder der
nuklearmedizinische Kollege zwei bis vier Wochen nach der Operation
fest.