26.06.2023
Wenn Körper und Psyche gleichzeitig unter Symptomen leiden und eine enge Wechselwirkung zwischen dem psychischen Zustand eines Menschen und seinem körperlichen Wohlbefinden besteht, spricht man von einer Psychosomatischen Erkrankung. Seit 20 Jahren werden diese komplexen Krankheitsbilder auf einer eigenen Abteilung im Krankenhaus Tauberbischofsheim behandelt. Dieses Jubiläum beging die Abteilung für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie jetzt mit einem Festakt und zwei Fachvorträgen im Rathaussaal der Stadt Tauberbischofsheim.
Seit
20 Jahren können sich Menschen mit Psychosomatischen Erkrankungen im
Krankenhaus Tauberbischofsheim gut aufgehoben und versorgt wissen. Die Abteilung
für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ist ein wichtiger Pfeiler im
Behandlungsspektrum der Abteilung für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie, die neben der stationären Behandlung verschiedenster psychischer
Erkrankungen weitere teilstationäre und ambulante Therapien anbietet. Speziell
die Psychosomatischen Erkrankungen sind dabei im vollstationären Umfeld
umfassend abgedeckt. Hinzu kam im Jahr 2004 kurz nach Gründung der Station für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ein ambulantes Versorgungsangebot –
die Psychiatrische Institutsambulanz – hinzu. Im Jahr 2016 kam mit dem Bezug
des Neubaus mit der Psychosomatischen Tagesklinik ein teilstationäres Angebot
hinzu. Fachärztinnen und -ärzte, Psychologinnen und Psychologen, Pflegende,
Therapeutinnen und Therapeuten sowie der Sozialdienst kümmern sich in allen
Bereichen Hand in Hand um Patientinnen und Patienten. „Eine Erfolgsgeschichte“,
wie Dr. Mathias Jähnel, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie,
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, in seinem Eröffnungsvortrag des
feierlichen Symposiums im Rathaussaal in Tauberbischofsheim, feststellte. „Wir
können Menschen mit Psychosomatischen Erkrankungen individuell je nach
Krankheitsbild adäquat versorgen“. Die psychosomatische und
psychotherapeutische Betreuung von Patientinnen und Patienten reiche aber auch
über die Grenzen des Standorts hinaus. So profitieren Krebspatientinnen und
-patienten im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim seit 2007 von einem
speziellen Psychoonkologischen Dienst des Krankenhauses Tauberbischofsheim und
auch andere medizinische Abteilungen des Krankenhauses Tauberbischofsheim und
des Caritas werden seit vielen Jahren psychiatrisch-psychotherapeutisch konsiliarisch
betreut. Dr. Mathias Jähnel: „Der Erfolg der Abteilung ist eine Teamleistung –
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich daher außerordentlich für
ihren Einsatz. Wir haben eine große Mitarbeiterkonstanz - einige sind schon
seit der ersten Stunde dabei – viele bleiben der Abteilung über viele Jahre
lang treu. Auch das ist ein gutes Qualitätsmerkmal und spricht für unsere
Abteilung.“
Zum
Jubiläum der Abteilung gratulierten der Landrat des Main-Tauber-Kreises
Christoph Schauder, die Bürgermeisterin der Stadt Tauberbischofsheim Anette
Schmidt, der Leiter des Onkologischen Zentrums des Caritas-Krankenhauses Dr.
Edgar Hartung und der Regionalleiter der BBT-Gruppe Thomas Wigant. Thomas
Wigant betonte: „Seit der Übernahme der Verantwortung der BBT-Gruppe für das
Krankenhaus Tauberbischofsheim im Jahr 2012 hat sich die schon vorher sehr
erfolgreiche Abteilung stetig weiterentwickelt. An alle, die das mitgetragen
haben, herzlichen Dank. Man spürt – ganz
im Sinne von Ludolf Krehl – „wir behandeln hier in Tauberbischofsheim keine
Krankheiten, wir behandeln kranke Menschen“.“ Gerade im Hinblick auf die
aktuelle prekäre finanzielle Lage aller Krankenhäuser in Deutschland, auf die
man am Vortag mit einem bundesweiten Aktionstag aufmerksam gemacht habe, müsse
man wieder lernen, vom Menschen und nicht vom Geld her zu denken, so Thomas
Wigant. Landrat Christoph Schauder sagte: „Sie tun für unseren ländlichen Raum
einen wertvollen Dienst, den ich ganz persönlich sehr wertschätze. Eine gute,
dezentrale Krankenhauslandschaft ist für die Menschen im Main-Tauber-Kreis sehr
wichtig. Wir wissen alle nicht, wohin die Reise geht. Wir stehen aber fest an
der Seite des Krankenhauses Tauberbischofsheimes und der BBT-Gruppe. Das sind
keine reinen Lippenbekenntnisse. Es laufen bereits Gespräche für
Kooperationsvereinbarungen, um auch die Ausbildung künftiger Fachärzte im
psychiatrischen Bereich hier am Standort zu ermöglichen. Feiern Sie heute Ihren
Erfolg, Sie haben es verdient.“ Auch Anette Schmidt sprach von einem
„bemerkenswerten Meilenstein“. „Wir sind dankbar, dass es die Station in
Tauberbischofsheim gibt und für das, was Sie hier täglich leisten“, so Anette
Schmitt. Dr. Edgar Hartung dankte in seinem Grußwort für die seit vielen Jahren
bestehende „enge Verzahnung und gegenseitige Befruchtung und die tolle
Zusammenarbeit“ der Abteilung für Psychiatrie, Psychosomatischen Medizin und
Psychotherapie und des Onkologischen Zentrums des Caritas-Krankenhauses Bad
Mergentheim. „In der ganzheitlichen Therapie einer Krebserkrankung ist die
psychoonkologische-psychotherapeutische Unterstützung sehr wichtig. Sie geben
den Patientinnen und Patienten Kraft, stärken ihre Resilienz für das Tragen
ihrer Krankheit und tragen so einen wichtigen Teil zum gesamten Therapieerfolg
bei. Dafür danke ich Ihrem Team und insbesondere den bei uns eingesetzten
Psychoonkologinnen Dr. Beatrix Neuberger, Anett Rambau sowie den Psychologischen
Psychotherapeutinnen Sarah Bönning und Lena Böckle sehr“, sagte Dr. Edgar
Hartung.
KI und VR werden auch
Einzug in der Kognitiven Verhaltenstherapie halten
Auf
die Grußworte und den Eröffnungsvortrag von Dr. Mathias Jähnel folgten zwei Fachvorträge.
Zuerst sprach Prof. Dr. Stefan Schulz von der Universität Trier über die
Entwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie im 21. Jahrhundert, die bei
nahezu allen psychischen und körperlich-psychischen Erkrankungen eingesetzt
wird und Hilfe zur Selbsthilfe geben soll. Er erläuterte verschiedene
Therapieformen der kognitiven Verhaltenstherapie und wagte einen Ausblick,
welche Therapien künftig immer wichtiger werden könnten. „Computergestützte
Technologien wie Smartphone-Apps, Virtuelle Realität (VR) und Künstliche
Intelligenz (KI) werden auch in der kognitiven Verhaltenstherapie eine immer
größere Rolle spielen und uns bei guter therapeutischer Begleitung eine Stütze
sein“, sagte Prof. Dr. Schulz.
Im
Abschlussvortrag erörterte Prof. Dr. Heinz Weiß vom Sigmund-Freud-Institut in
Frankfurt „die Entwicklung der psychodynamischen Psychotherapie im 21.
Jahrhundert“. Er ging dabei speziell auf Patientinnen und Patienten mit
Borderline-Störungen und Depression ein und erläuterte, die für den Therapieerfolg
wichtigen Parameter. „Der Erfolg der Behandlung ist abhängig von der
therapeutischen Beziehung“, erklärte Prof. Dr. Weiß. Dazu gehört die
Bereitschaft des Therapeuten, die Gefühle und Gedanken des Patienten empathisch
zu verstehen. Vorurteilsfreiheit und Toleranz für Verschiedenheit stärke die
Beziehung und erhöhe den Erfolg der Therapie.“
Das konnten die
Anwesenden während der Abschlussdiskussion und bei der Erörterung einiger
Fallbeispiele nur bestätigen.