02.10.2017
Dr. Gerhard Schüder, Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, warnte in seinem öffentlichen Fachvortrag vor schweren Folgeerkrankungen – Radiofrequenzablation ist bewährte Methode bei Krampfadern
Krampfadern sind
zwar eine Volks- aber keine Zivilisationskrankheit, denn schon die alten
Griechen baten vor über 2500 Jahren darum, von diesem Leiden befreit zu werden.
Mit diesem kurzen Rückblick in die Geschichte startete Dr. Gerhard Schüder, Chefarzt
der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, in der vergangenen Woche
seinen Vortrag über die Gefäßerkrankung vor rund 120 Zuhörern im Krankenhaus
Tauberbischofsheim. Maßgeblich Schuld an diesem Leiden trage unser aufrechter
Gang. Durch ihn entstehe ein massiver Druck auf die Venen, was diese stark in
Mitleidenschaft ziehe und die Funktion der Venenklappen beeinträchtigen könne: das
Blut in den betroffenen Venen fließe dadurch in die falsche Richtung. Die
sogenannten Krampfadern entstehen.
Dies passiere
häufig im fortgeschrittenen Lebensalter, etwa durch eine vorwiegend stehende
Tätigkeit und vermehrt auch durch eine angeborene Bindegewebsschwäche. Eine Veranlagung,
die sich von Generation zu Generation weitervererbt. "Natürlich kann es auch
passieren, dass man der Erste in der Reihe ist", sagte Dr. Gerhard Schüder. "Bei
einem Krampfadernleiden sind die Venen direkt
unter der Haut - auch oberflächliche Venen genannt - betroffen. Je nach Schweregrad
werden Therapie und Wundheilung zunehmend schwieriger", erklärte der Facharzt
für Allgemein-, Bauch und Gefäßchirurgie. Deshalb sei es wichtig, die Gefahren
nicht zu unterschätzen und frühzeitig einzugreifen. "Wer sagt, eine
Krampfadern-OP sei eine Schönheits-OP, hat schlichtweg keine Ahnung",
appellierte Dr. Gerhard Schüder an die Zuhörenden. "Unbehandelt drohen nämlich schwere
Folgeschäden wie Entzündungen, offene Beine, Blutgerinnsel bis hin zu einem lebensgefährlichen
Gefäßverschluss." Bei Symptomen wie Spannungs- und Schweregefühl in den Beinen,
Wadenkrämpfen vermehrt in der Nacht und das im Sommer häufiger als im Winter,
solle man aufmerksam sein. Hinweise auf schwerwiegendere Schäden sind eine
extrem trockene Haut mit Pigmentveränderung und offene Wunden. Letztere deuten
bereits auf eine Funktionsschwäche der tiefliegenden Venen hin und sollten
unbedingt vermieden werden.
Anders als bei
den alten Griechen seien Krampfadern heute jedoch konservativ, minimal-invasiv aber
auch operativ gut und schonend behandelbar. Als Basistherapie um einem
Krampfadernleiden vorzubeugen oder es konservativ - also ohne Operation - zu
therapieren, sei die beste Methode neben einer ausreichenden Bewegung das
Tragen von orthopädischen Stützstrümpfen oder -strumpfhosen, den sogenannten
Kompressionsstrümpfen. Wichtig sei, dass diese perfekt sitzen, da nur so das
gewünschte Entlastungsergebnis erreicht werden könne. Diese angepassten
Kompressionsstrümpfe solle man deshalb unbedingt beim Fachmann kaufen. "Am besten
ist Oberschenkelstrumpf, da er das gesamte Bein stützt - der muss aber vor allem
konsequent getragen werden. Im Zweifelsfall ist mir dann ein gut sitzender Unterschenkelstrumpf
lieber, der auch getragen wird, als ein langer Strumpf, der im Schrank liegt",
erklärte Dr. Gerhard Schüder.
Lässt sich
konservativ nichts mehr erreichen, gibt es für Patienten verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.
So kommen etwa eine Lasertherapie, eine Sklerosierungstherapie oder eine
Krampfadern-OP in Frage. "Unser Steckenpferd im Krankenhaus Tauberbischofsheim
sind jedoch die schonenden Verfahren, bei denen die Krampfadern in einem kleinen
ambulanten Eingriff verödet werden. Hier hat sich in den vergangenen Jahren
insbesondere die Radiofrequenzablation als bewährte minimal invasive Methode
etabliert", erläuterte der Chefarzt. Hier werden die Proteinstrukturen der
Bindegewebskomponenten der betroffenen Venen unter Ultraschallkontrolle mittels
Radiofrequenzwellen zerstört. Dabei wird eine Sonde über einen kleine Öffnung
in die Vene eingebracht, auf circa 70 Grad erhitzt und dann schrittweise
zurückgezogen, mit dem Ziel die kaputte Vene komplett zu verschließen. "Dieser
ambulante Eingriff wird zum Beispiel von der AOK vollständig übernommen.
Alles in
allem seien die Möglichkeiten vielfältig und man finde für jeden Betroffenen
die optimale Therapie. In diesem Zusammenhang wies Dr. Gerhard Schüder auf die
gute Vernetzung des Gefäßzentrums Tauberfranken hin, in dem das Krankenhaus
Tauberbischofsheim, das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim, die
Gemeinschaftspraxen Dr. Sabine Schmidt
und Dr. Jürgen Reese in Tauberbischofsheim sowie Dr. Gerhard Bauer und Dr. Ulrich
Hahn in Bad Mergentheim und die Praxis Dr. Gläser in Wertheim zusammenarbeiten.
"Ganz gleich, wen von uns Sie aufsuchen, wir werden Sie an den für Ihren
individuellen Fall am besten geeigneten Spezialisten weiterleiten", sagte der
Chefarzt.
Kontakt und
Info:
Dr. Gerhard
Schüder Krankenhaus Tauberbischofsheim, Tel. 09341-800 1261.
Der nächste öffentliche Fachvortrag im
Krankenhaus Tauberbischofsheim mit dem Titel "Spiritualität als Kraftquelle bei
psychischen Erkrankungen" von Albrecht Sander, Oberarzt der Abteilung für
Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, findet am Donnerstag,
19. Oktober 2017, 19.30 Uhr, im Konferenzraum des Krankenhauses
Tauberbischofsheim statt. Der Eintritt ist frei.