20.07.2016
Gleich drei Anlässe gab es am Samstag, 16. Juli im Krankenhaus Tauberbischofsheim zu feiern: das 50-jährige Bestehen von Haus I und der Krankenpflegeschule sowie die Eröffnung des Neubaus Psychiatrie. Mehrere hundert Besucher feierten mit. Sozialminister Manfred Lucha lobte das Behandlungsangebot im Krankenhaus Tauberbischofsheim als vorbildlich und "Leuchtturm für das Land".
Einen Blick in den Neubau der Psychiatrie des Krankenhauses
Tauberbischofsheim wollten so Viele werfen, dass im Eingangsbereich teilweise
kaum noch ein Durchkommen war. Denn wer nicht davon ausgeht, selbst einmal als
Patient die Vorzüge des Neubaus zu genießen, hatte beim Tag der offenen Tür die
einmalige Gelegenheit, sich den gesamten Neubau samt der geschützt geführten
Station für die akut gefährdeten Patienten anzuschauen. Doch auch sonst war
allerhand geboten: An Infoständen informierten Suchtberatung, Krankenhaus-Förderverein,
Soziale Dienste, Selbsthilfegruppen, Grüne Damen oder das Qualitätsmanagement. Der
Blutzuckerwert wurde ermittelt, Handmassagen angeboten, Entspannungstechniken
zum Mitmachen gezeigt oder Origami-Kraniche gebastelt. Der neue CT wurde ebenso
demonstriert wie die Sonographie von Halsschlagader oder Hand. Fasziniert
schauten viele bei Dr. Farssa Rastani vorbei, der minimal-invasive Chirurgie
zum Ausprobieren am Simulator demonstrierte. Erstaunliches gab es auch beim
Bildungszentrum "Gesundheit und Pflege" zu erleben. In einen schweren
Alterssimulator gepackt und mit Grüner-Star-Brille, Stock und Tinnitus
simulierendem Kopfhörer ausgestattet, erhielten Jüngere ein Gefühl dafür, wie
sich der Körper im hohen Alter anfühlt. Ärzte informierten in gut
verständlichen Vorträgen über verschiedenen medizinische Themen.
Bevor die Pforten für jedermann geöffnet wurden, stand
die offizielle Einweihung der Psychiatrie mit Reden und einer Andacht auf dem
Programm. Thomas Wigant, Regionalleiter der Gesundheitsholding Tauberfranken, begrüßte
die zahlreichen Gäste darunter die Bundestagsabgeordneten Alois Gerig (CDU),
Nina Warken (CDU) und Dr. Dorothee Schlegel (SPD). Er bezeichnete den ersten
Redner, Matthias Warmuth, Geschäftsführer der Barmherzigen-Brüder-Trier-Gruppe
(BBT), als einen der Geburtshelfer der Gesundheitsholding während seiner Zeit
in Tauberbischofsheim. Warmuth betonte, dass es keine Selbstverständlichkeit
sei, wenn sich kommunale und kirchliche Partner zusammentäten, um gemeinsam die
Versorgung von kranken und pflegebedürftigen Menschen langfristig sicherzustellen.
Die Gesundheitsholding Tauberfranken trage mit ihren mehr als 2200
Beschäftigten eine hohe Verantwortung als Arbeitgeber und Ausbilder. Dank zollte
er dem Kreistag für seine mutigen Entscheidungen sowie Kreis und Land für das
finanzielle Engagement. Lob hatte er für Chefarzt Dr. Mathias Jähnel und seine
Mitarbeiter, die ihre Ideen in die Gestaltung des Neubaus eingebracht hätten.
"Mich verbindet viel mit Ihrem Projekt", begann
Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) seinen Beitrag und appellierte, in
längeren Linien zu leben und zu denken. Er selbst habe eine Pflegebiografie und
einst "Krankenschwester" gelernt. 30 Jahre war er in psychiatrischen Einrichtungen
tätig und kennt die fachliche wie die politische Entwicklung des Psychiatriewesens.
"Ich bin immer der Meinung gewesen, dass die psychiatrische Versorgung mit
ihren Angeboten in die Mitte der Gesellschaft gehört", so Lucha. Jeder Dritte
sei statistisch gesehen betroffen, behandlungswürdig zu erkranken. "Wir
brauchen niederschwellige Angebote, die nicht ausgrenzen und nicht stigmatisieren",
forderte er. Konzepte wie die in Tauberbischofsheim seien richtungsweisend. "Es
gilt, Räume zu schaffen, die Sicherheit geben, ohne zu entmündigen", würdigte
er den Ansatz vor Ort und appellierte, keinen auf der Strecke zu lassen. Dass
sich in der Gesundheitsholding Tauberfranken kirchliche und kommunale Träger zusammengespannt
hätten, um sich in den Dienst des Großen und Ganzen zu stellen, gefalle ihm.
"Das ist stilgebend, maßgebend und ein Leuchtturm für das Land Baden- Württemberg."
Landrat Reinhard Frank blickte auf die Geschichte des Krankenhauswesens
einschließlich der in den 1970er Jahren eröffneten Psychiatrie in der
Kreisstadt zurück. Mit der Entscheidung zur Gesundheitsholding Tauberfranken
und dem Psychiatrie-Neubau habe man die Weichen gut und richtig gestellt. MdL
Dr. Wolfgang Reinhart bezeichnete die Menschen, die bei Krankheiten der Seele
Heilung in der Psychiatrie erfahren, als Gewinner der guten Versorgung vor Ort.
Dr. Mathias Jähnel, Chefarzt der Psychiatrie, unterstrich
in seiner Ansprache das umfassende psychiatrisch-psychosomatisch und psychotherapeutische
Versorgungangebot für die Bevölkerung am Krankenhaus Tauberbischofsheim und
verwies auf den steigenden Therapiebedarf: Im vergangenen Jahr habe man 1400
stationäre Aufnahmen und 5000 ambulante Patienten verzeichnet. Gegenüber dem Jahr
2006 sei das eine Steigerung um 40 Prozent im stationären, oder 500 Prozent im
ambulanten Bereich. "Wir bekennen uns zu unserem Versorgungsauftrag als
Pflichtversorger, der ausnahmslos jeden psychisch kranken Menschen im Main-Tauber-Kreis
aufnehmen muss." Das DRG-Entgeltsystem erlaube es allerdings privaten Kliniken,
nach Krankheitsbildern zu selektieren, um mehr zu verdienen. Damit die
Schwächsten nicht auf der Strecke bleiben, müsse die Pflichtversorgung für alle
sichergestellt werden, appellierte er an die Politik.
Zum Abschluss segnete Bruder Peter Berg, Generaloberer
des Ordens der Barmherzigen Brüder von Maria Hilf den neuen Bau und alle Mitarbeitenden
sowie die Patienten, die hier Hilfe suchen.
Weitere Informationen finden Sie auch im folgenden Film von TV Touring: