20.04.2016
Rund 250 Besucher nutzten am Samstag 16. April die Gelegenheit, sich beim gemeinsamen Patiententag von Krankenhaus Tauberbischofsheim und Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim über Durchblutungsstörungen zu informieren. In vier Vorträgen stellten die Ärzte moderne, Patienten schonende Therapieverfahren vor, die mit minimal-invasiven Schlüssellochverfahren die gestörte Durchblutung wiederherstellen können.
Krampfadern schonend veröden
Eine Erkrankung, die sich schon mit bloßem Auge und durch Abtasten der
Beine erkennen lässt, ist die gestörte Durchblutung der Beinvenen, besser
bekannt als Krampfadern. Dabei ist die Funktion der Venenklappen gestört und
das Blut fließt in den oberflächlichen Venen nicht in Richtung Herz, sondern
sackt in die falsche Richtung zurück "wie ein Geisterfahrer", erläuterte der
Leitende Oberarzt der Chirurgie im Krankenhaus Tauberbischofsheim Farssa
Rastani. Erste Maßnahme sei meist das Tragen von Kompressionsstrümpfen. "Das
verschafft jedoch keine Heilung, sondern erhält lediglich den Status", betonte
der Facharzt für Chirurgie. Neben der chirurgischen Entfernung habe sich vor
allem die Verödung der oberflächlichen Leitvene als schonendes Therapieverfahren
bewährt. Bei dieser sog. "Radiofrequenzinduzierten Thermotherapie" wird ein
dünner Katheter in die Vene eingeführt und die Vene von innen durch Hitze
verödet. "Vorteile sind die kürzere OP-Zeit, weniger Blutergüsse und ein
kleinerer Eingriff als bei der offenen OP", machte Rastani deutlich. Im Krankenhaus Tauberbischofsheim wird dieses Verfahren seit einigen Jahren angeboten. Allerdings ist die Methode abhängig vom jeweiligen Krankheitsstadium einsetzbar und nicht für jeden Patienten geeignet.
Minimal-invasive Behandlung bei Aussackung der Bauchschlagader
Weniger
schnell zu erkennen, aber oft mit gefährlichen Folgen für die Betroffenen sind
Durchblutungsstörungen der Arterien. "Eine Aussackung der Bauchschlagader kann
unter Umständen lebensbedrohlich verlaufen", warnte Privatdozent Dr. Ulrich
Baum, Chefarzt der Diagnostischen und Interventionellen Radiologie am
Caritas-Krankenhaus. Lebensbedrohlich werde es dann, wenn diese Aussackung
reißt. Deswegen sei es von hoher Bedeutung, diese Aussackung frühzeitig zu
erkennen und zu behandeln. Meist verlaufe diese Gefäßerkrankung aber symptomlos:
"Eine Aussackung wird oft als Zufallsbefund bei einem Ultraschall oder einer CT
diagnostiziert", erklärte der Radiologe. Während früher eine offene OP als
Standard galt, gehe heute die Tendenz stark zur wesentlich schonenderen minimal-invasiven
Therapie. "Wir setzen dabei über eine kleine Öffnung eine Stentprothese in die
Bauchschlagader ein und nehmen so den Druck von der Gefäßwand." Aber auch
danach müsse der Patient weiter engmaschig kontrolliert werden.
PAVK bleibt anfangs oft unbemerkt
Ähnliche
minimal-invasive, schonende Methoden gibt es auch für die Behandlung der peripheren
arteriellen Verschlusskrankheit, besser bekannt als Schaufensterkrankheit.
Dabei kommt es vor allem in den Beinschlagadern zu einer fortschreitenden
Verengung bis hin zum Verschluss der Blutgefäße. Anfangs bleibe dies oft
unbemerkt. "Durch die Verengungen ist jedoch auch das Risiko für einen
Herzinfarkt oder einen Schlaganfall stark erhöht", warnte der Leiter des
Gefäßzentrums Tauberfranken Dr. Jochen Selbach. Bevor Medikamente oder ein
operativer Eingriff eingesetzt werden, sei es wichtig, die Krankheit erst gar
nicht entstehen zu lassen. "Nicht rauchen, mehr bewegen, gesunde Ernährung und
eine regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks sind die beste Vorbeugung",
unterstrich der Chefarzt.
Gegen einen drohenden Verschluss der Halsschlagader
Ein gesunder
Lebensstil kann auch das Risiko für einen Schlaganfall mindern. Das machte Dr.
Ulrich Raschdorf in seinem Vortrag deutlich. "Ein erhöhtes Alter, Diabetes
mellitus, Herzerkrankungen oder Fettstoffwechselstörungen begünstigen einen
Schlaganfall." Der Facharzt für Viszeral- und Gefäßchirurgie gab Anleitungen
für Erste Hilfe Maßnahmen falls Symptome wie eine halbseitige Lähmung,
Sehstörungen, Drehschwindel oder Sprachstörungen auftreten, denn: "Time is
brain", signalisierte der Sektionsleiter der Gefäßchirurgie am Caritas-Krankenhaus.
"Bereits innerhalb kurzer Zeit gehen, durch Durchblutungsstörungen verursacht, viele
Nervenzellen im Gehirn verloren". Er stellte außerdem Möglichkeiten vor, um
einen drohenden Verschluss der Halsschlagader zu verhindern. Neben Medikamenten
und einer offenen Operation gebe es auch hier die Option mit Hilfe eines Katheters
eine Gefäßstütze (Stent) in die Halsschlagader einzuführen.
Bewegungstipps der Physiotherapie
Im Anschluss
an die Vorträge nutzten viele Besucher die Angebote, sich über Untersuchungsmöglichkeiten
wie Ultraschall und die Doppler-Fussdruckmessung zu informieren.
Physiotherapeuten der Physiotherapieschule Sanitas gaben Anleitungen für
Bewegungsübungen, um die Durchblutung zu fördern. Die Sanitätshäuser stellten außerdem
verschiedene Hilfsmittel vor. Auch die Ärzte standen für die Fragen der Besucher
zur Verfügung.
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