24.02.2015
Grippe-Hochzeit, Faschingsferien oder einfach nur ein Wochenende – die Notaufnahmen an den Krankenhäusern in Deutschland werden derzeit überschwemmt mit Patienten. Was aus vielen Krankenhäusern in Deutschland berichtet wird, trifft auch das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim und das Krankenhaus Tauberbischofsheim.
Viele Stationen sind voll belegt und die Notaufnahmen sind seit Wochen voll mit Patienten, und zwar oft Patienten, die gar keine Notfälle sind und für deren Versorgung das Krankenhaus nicht gedacht ist. Das ist vielen Betroffenen gar nicht bewusst und die Konsequenz heißt dann oft: sehr lange Wartezeiten.
"Die Notaufnahme im Krankenhaus ist - wie der Name schon sagt - für Notfälle gedacht, also für Patienten, die so starke Beschwerden haben, dass sie stationär aufgenommen werden müssen," betont der Ärztliche Direktor des Caritas-Krankenhauses Bad Mergentheim Prof. Dr. Christoph Eingartner. "Für alle anderen Patienten steht außerhalb der Praxisöffnungszeiten der Notdienst der niedergelassenen Praxisärzte zur Verfügung. Dort ist abends und an Wochenenden immer eine Telefonhotline geschaltet, die den Patienten weiterhilft." Kommen diese Patienten dennoch in die Notaufnahme des Krankenhauses müssen sie mit sehr langen Wartezeiten rechnen. "Wir behandeln die Patienten in der zentralen Notaufnahme nicht in der Reihenfolge ihres Eintreffens in der Klinik, sondern immer nach der Schwere ihrer Erkrankung. Das heißt ganz konkret: je schlechter der Zustand eines Patienten, umso schneller wird er vom Arzt gesehen", erläutert Prof. Dr. Eingartner. "Menschen mit leichten Beschwerden müssen so lange warten, bis diese Patienten versorgt sind - und das kann bei mehreren Notfällen mitunter auch mehrere Stunden dauern."
Dennoch nimmt der Trend zu einer immer stärkeren Nutzung der Krankenhaus-Notaufnahme zu. So wurden im Jahr 2012 noch rund 24.600 Patienten in der Notaufnahme des Caritas-Krankenhauses behandelt, 2013 stieg die Zahl auf gut 28.000 Patienten an und im vergangenen Jahr waren es rund 31.000 Patienten. "Wir haben zwar in den vergangenen Jahren die personelle und räumliche Ausstattung der Notaufnahme immer weiter ausgebaut und dem steigenden Bedarf angepasst. Auch für dieses Jahr ist wieder eine Erweiterung vorgesehen", beschreibt der Hausobere des Caritas-Krankenhauses Thomas Wigant die Situation. "Dies kann jedoch eine missbräuchliche Nutzung der Notaufnahme durch Patienten mit einfachen Beschwerden nicht auffangen. Unser Personal arbeitet mit hohem Einsatz und mit weit überdurchschnittlichem Engagement, aber auch hier ist eine Belastungsgrenze erreicht."
Tatsächlich müssen nur rund 40 Prozent der Patienten, die in die zentrale Notaufnahme des Caritas-Krankenhauses kommen, auch tatsächlich stationär aufgenommen werden. Die anderen können nach einer ambulanten Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen. Ähnliche Zahlen meldet auch das Krankenhaus Tauberbischofsheim aus seiner Notaufnahme.
Rein rechtlich übernimmt das Krankenhaus die Verantwortung, sobald ein
Patient in die Notaufnahme kommt. "Wir müssen den Patienten immer erst
mal anschauen und können ihn nicht einfach wegschicken", so Prof. Dr.
Eingartner. Nur an den Wochenenden, wenn die KV-Notfallpraxis auf dem
Gelände des Caritas-Krankenhauses von niedergelassenen Ärzten besetzt
ist, können die Patienten zur Behandlung dorthin weitergeleitet werden.
Außerdem kommen auf das Krankenhaus sehr hohe Kosten für die
Notaufnahme zu: "Wir haben einen hohen personellen, sachlichen und
finanziellen Aufwand für die Notaufnahme", erklärt Prof. Dr. Eingartner.
"Rund um die Uhr stehen Ärzte aus neun verschiedenen Fachdisziplinen
für die Behandlung von Notfällen bereit. Zugleich halten wir teure
Medizintechnik und Personal für die Diagnostik wie Sonographie, Röntgen,
CT und Labor bereit." Von den Krankenkassen wird eine ambulante
Behandlung allerdings nur mit 32 Euro vergütet, egal wie hoch der
diagnostische, therapeutische und damit verbundene personelle Aufwand
ist - für die Krankenhäuser ein erheblicher Verlust.
"Natürlich erfüllen wir im Caritas-Krankenhaus und auch im Krankenhaus Tauberbischofsheim den Versorgungsauftrag für die Behandlung von Notfällen und von Patienten, die stationär aufgenommen werden müssen", betont der Ärztliche Direktor. "Wir appellieren zugleich an alle Patienten mit leichteren Beschwerden sich zunächst immer an den Hausarzt - im Urlaub an dessen Vertreter - oder den hausärztlichen KV-Notfalldienst zu wenden." Hier hofft Prof. Dr. Eingartner auch auf die Freischaltung der kostenlosen KV-Notrufnummer 116 117 für Baden-Württemberg, die in fast allen Bundesländern schon gilt. "Dann gibt es eine klare Abfolge bei Erkrankungen am Wochenende oder in der Nacht: Bei leichteren Beschwerden immer die 116 117 anrufen, bei lebensbedrohlichen Notfällen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und schweren Unfällen die 112 anrufen."
Info:
Bei allen nicht lebensbedrohlichen Krankheiten außerhalb der
Praxiszeiten wenden sich Patienten bitte an folgende zentrale Rufnummer:
Telefon 0180 6079310.
Eltern können sich an den Bereitschaftsdienst für Kinder und Jugendliche wenden. Zentrale Rufnummer: 0180 6000214.
Bei schweren Unfällen und lebensbedrohlichen Notfällen (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall) muss der Notruf 112 gewählt werden.