04.03.2014
Die Angehörigen von psychisch Kranken sind häufig durch eine psychische Erkrankung des Partners, der Kinder oder der Eltern mit betroffen und leiden auch selbst. Im Krankenhaus Tauberbischofsheim werden Angehörige bei Einverständnis des Patienten in die Behandlung mit einbezogen. Anlaufstellen sind aber auch Selbsthilfegruppen.
Angehörige psychisch kranker Menschen leiden oft unter Schuldgefühlen, Hilflosigkeit und dem Unverständnis der Umwelt. "Um psychisch kranken Menschen helfen zu können, ist häufig die Einbeziehung der Angehörigen notwendig, für die aber das Einverständnis des Patienten eine notwendige Grundvoraussetzung ist. Die Information über eine bestimmte psychische Erkrankung ist der erste Schritt bei dieser gemeinsamen Hilfe", sagt der Chefarzt der Abteilung Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Krankenhauses Tauberbischofsheim, Dr. Mathias Jähnel.
Entlastende Gespräche
Aus diesem Grund bietet das Krankenhaus Tauberbischofsheim neben den individuellen Gesprächsangeboten während der ambulanten und/oder stationären Behandlung einmal im Monat eine Informationsgruppe für Angehörige psychisch kranker Patienten an. "Der Klinik ist es ein wichtiges Anliegen, Angehörige in die Behandlung mit einzubeziehen, sofern eine Entbindung von der Schweigepflicht durch den Patienten dies erlaubt", äußert die Dipl.-Sozialpädagogin und stellvertretende Abteilungsleiterin des Sozialdienstes, Iris Uihlein. "Neben dem selbstverständlichen Wunsch nach Information über die Erkrankung und die Behandlung, ist es häufig auch für Patienten wichtig, dass ihre Angehörigen in die Behandlung einbezogen werden." Die Informationsabende sind offen für alle Angehörigen der Patienten der Abteilung Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Krankenhauses Tauberbischofsheim. In der Gruppe finden sich Angehörige seelisch erkrankter Patienten zusammen, die ein entlastendes Gespräch mit anderen Betroffenen suchen. "Wir bieten den Angehörigen Hilfe an, sich ein Bild von den häufigsten psychiatrischen Krankheitsbildern und ihrer Behandlung zu verschaffen, allerdings unter Achtung der Schweigepflicht", macht Uihlein deutlich. Das sei hilfreich, um Missverständnisse zu vermeiden und Vorurteile gegenüber einer psychiatrischen Behandlung abzubauen, die den Behandlungserfolg reduzieren können. Durch eine Aufklärung über die tatsächlichen Ursachen und Folgen der Erkrankung würden Schuldgefühle und Ängste der Angehörigen reduziert. "Die Kompetenzen im Umgang mit der Erkrankung wachsen dementsprechend", erklärt die Dipl.-Sozialpädagogin, "Aufklärung alleine reicht jedoch nicht aus, um Angehörigen bei der starken emotionalen Belastung zu helfen. Es ist auch erforderlich, die Angehörigen nach ihren eigenen Problemen zu fragen und ihnen die Möglichkeit zu geben, in einer angstfreien Atmosphäre über ihre Gefühle und Befürchtungen offen reden zu können. Das geschieht am besten mit anderen Angehörigen, von denen man sich verstanden fühlt. Das gibt Kraft und Hoffnung. Weiter kann hier vermittelt werden, dass sie ihren erkrankten Angehörigen besser helfen können, in dem sie sich selber helfen." Dadurch würden beide Seiten entlastet und jeder für sich könne wieder selbstständiger sein. Die Treffen im Krankenhaus Tauberbischofsheim finden regelmäßig alle vier Wochen mittwochs von 18:30 bis 20 Uhr in den Räumen der Ergotherapie statt. Die Angehörigen-Informationsgruppe wird abwechselnd geleitet von Ergotherapeuten, Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern, Schwestern und Pflegern.
Erfahrungsaustausch
"Ein weiterführendes und empfehlenswertes Angebot nach dem stationären Aufenthalt eines Patienten ist die Angehörigen-Selbsthilfegruppe psychisch Kranker im Main-Tauber-Kreis", teilt Iris Uihlein mit. Das Treffen findet außerhalb der Klinikräumlichkeiten in Tauberbischofsheim statt. Es dient der Entlastung durch Gespräche mit Menschen in gleicher Lebenslage, der Information über medizinische und soziale Fragen sowie dem Erfahrungsaustausch. Die bisherige Leiterin der Selbsthilfegruppe gibt in absehbarer Zukunft ihre Position an einen Nachfolger ab, der bisher jedoch noch nicht gefunden wurde. "Wir hoffen, dass der Selbsthilfegruppe nicht das endgültige Aus droht, da sie sich für die Verbesserung der Situation der psychisch kranken Menschen und deren Angehörigen einsetzt", lässt Dr. Mathias Jähnel wissen.
Info: Weitere Informationen erhalten Interessierte von Dipl.-Sozialpädagogin Iris Uihlein unter Telefon 09341 800-1420, per Fax an 09341 800-1771 oder per E-Mail an iris.uihlein@khtbb.de