11.11.2014
Am 20. November stellte Dr. Ovidiu-Decebal Petria, Oberarzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Krankenhaus Tauberbischofsheim, in einem öffentlichen Fachvortrag die psychosomatische Abteilung der Klinik vor.
Psychosomatik oder Psychosomatische Medizin - abgeleitet vom griechischen "psyche" (Atem, Hauch, Seele, Schmetterling) und "soma" (Körper, Leib) - ist die medizinische Disziplin, die sich mit den Wechselbeziehungen zwischen seelischen, körperlichen und sozialen Vorgängen befasst. Verallgemeinernd kann man davon sprechen, in der Medizin "nicht dem Körperlichen weniger, sondern dem Seelischen mehr Aufmerksamkeit zu schenken" (nach Edward Weiss und O. Spurgeon English, 1949). Am 20. November stellte Dr. Ovidiu-Decebal Petria, Oberarzt am Krankenhaus Tauberbischofsheim, in einem öffentlichen Fachvortrag im Seniorenzentrum Haus Heimberg zahlreichen Besuchern die Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Klinik vor.
Nach einem kurzen Rückblick auf die Geschichte der Psychosomatik und Psychotherapie ging Dr. Ovidiu-Decebal Petria auf den Begriff der Psychotherapie ein. "Psychotherapie bedeutet mittels lehrbarer Techniken eine bewusst geplante Interaktion einzuleiten, die geeignet ist, Verhaltensstörungen und Leidenszustände zu beeinflussen", erläuterte der Oberarzt. Dies geschehe mit verbalen psychologischen Mitteln, aber auch nonverbalen, zum Beispiel musischen, künstlerischen oder körperorientierten Therapieverfahren. Ziel sei es die Symptome im seelischen, körperlichen und interpersonellen Bereich zu minimalisieren. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie seien die Bereitschaft über Probleme zu sprechen, eine realistische Erwartungshaltung, die Entwicklung einer positiven Bindung zwischen Patient und Therapeut sowie die Entwicklung von selbstkritischen Funktionen in Abwesenheit des Therapeuten. Denn: "In der inneren Arbeit geht die verändernde Wirkung von Psychotherapie vonstatten", erklärte Dr. Petria. Die Psychosomatik berücksichtigt die somatische Denkweise, die psychische Komponente und die sozialen Aspekte der Krankheit und schließt diese in dem Behandlungskonzept mit ein. "Es gilt, den Patienten in seiner Ganzheitlichkeit wahrzunehmen und anzusprechen. Psychosomatik ist keine andere Seite der Medizin, aber Medizin von einer anderen Seite", betonte der Mediziner.
Nach seiner Einführung ging Dr. Petria auf die verschiedenen Krankheitsbilder ein, die stationär behandelt werden, zum Beispiel depressive Störungen, Angsterkrankungen, Zwangsstörungen, Reaktionen auf schwere Belastungen, Traumaerfahrungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Probleme der Krankheitsverarbeitung oder Krankheitsbilder bei Patienten mit Altersproblematik. Dabei erläuterte er den Aufnahmemodus sowie die Diagnostik und benannte klar die Aufnahmekriterien. Zu diesen zählen unter anderem die Schwere der Störung, eine Fixierung auf körperliche Ursachen, die Symptomausprägung, die Notwendigkeit einer medikamentösen Einstellung und eine Unfähigkeit zur Selbstwahrnehmung. "Der Therapieplan wird gemeinsam mit dem Patienten störungsspezifisch und individuell festgelegt. Außerdem werden Patienten-Ziele, Therapeuten-Ziele und gemeinsame Ziele definiert", betonte der Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Zu den Hauptzielen der stationären Behandlung zählen die Entwicklung einer Krankheitseinsicht, die Erweiterung des Krankheitsverständnisses, ein adäquates Problembewusstsein sowie die Förderung von Neugier, Hoffnung, Motivation und Mut zur Veränderung. Durch das Erkennen problematischer Beziehungsmuster und die Steigerung der Gefühls- und Konfliktwahrnehmung können die Fähigkeit der Konfliktbewältigung und die soziale Kompetenz verbessert und dadurch das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Selbstsicherheit gestärkt werden. Auf folgende Therapieangebote ging der Arzt im Detail ein: Gruppen- und Einzeltherapie, Paar- und Familiengespräche, Psychosomatische Pflege, emotionales Kompetenztraining, Gestalten und meditatives Malen, Körperwahrnehmung, Skillsgruppe (Gruppentrainingsprogramm bei Schwierigkeiten mit der Steuerung von Gefühlen), Progressive Relaxation nach Jakobson, Achtsamkeitstraining, Imaginationsgruppe, Meditatives Tanzen, Sporttherapie, Gymnastik, Lichttherapie, kognitives Training, Sozialdienst, gemeinsame Gruppenaktivitäten und Pharmakotherapie.
Zusammenfassend betonte Dr. Ovidiu-Decebal Petria, dass für die Psychotherapie ein intensiver Austausch im Team der verschiedenen Berufsgruppen - Psychotherapeuten, Pflegende, Kunsttherapeuten, Körpertherapeuten, Physiotherapeuten, Sozialdienst, Ärzte - unabdingbar sei. Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Besucher noch die Gelegenheit mit dem Mediziner Fragen zu klären.
Info: Vom Bildungszentrum "Gesundheit und Pflege" am Krankenhaus Tauberbischofsheim werden regelmäßig öffentliche Fachvorträge angeboten. Nähere Informationen gibt es im Bildungszentrum "Gesundheit und Pflege", Albert-Schweitzer-Straße 35, Telefon 09341 800-1271, Fax 09341 800-1363, E-Mail: Bildungszentrum@khtbb.de oder im Internet unter www.khtbb.de