14.01.2014
Mit einem Baggerbiss in das weiche Erdreich am Hang unterhalb des Krankenhauses Tauberbischofsheim startete am 14. Januar 2014 eines der wichtigsten Bauprojekte im Main-Tauber-Kreis: Angeschlossen an das bestehende Klinikgebäude entsteht hier der architektonisch reizvolle Neubau für die Abteilung Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
Den symbolischen "ersten Baggerbiss" führte Landrat Reinhard Frank unter den Blicken von Bürgermeister Wolfgang Vockel und dem Direktorium des Krankenhauses aus. "Wir freuen uns, dass die Bauarbeiten jetzt beginnen und wir im Zeitplan sind", betonte der Landrat. Der Psychiatrie-Neubau mit Gesamtinvestitionen von knapp 30 Millionen Euro sei die größte Einzelinvestition des Landkreises in den vergangenen 20 Jahren und ein zentraler Schritt, um den Gesundheitsstandort Tauberbischofsheim und damit auch die Arbeitsplätze am Standort nachhaltig zu sichern. "Mit dem Neubau der Psychiatrie gewährleisten wir die wohnortnahe Versorgung von psychisch kranken Menschen in einem modernen ansprechenden Gebäude, in dem sich Betroffene und Mitarbeiter wohl fühlen können", so der Landrat. Der Bedarf an einer hochwertigen Versorgung psychisch kranker Menschen steige auch im Main-Tauber-Kreis, so dass der bisherige Klinikbau an seine Grenzen gestoßen sei. "In der neuen Klinik können die Ärzte, Therapeuten und Pflegenden ihre hohe Fachkompetenz noch besser zum Wohl der Patienten einsetzen. Das Projekt ist ein Leuchtturm der psychiatrischen Versorgung im ländlichen Raum."
Von einem wichtigen Vorhaben für die Stadt Tauberbischofsheim sprach auch Bürgermeister Wolfgang Vockel. "Die Investitionen von Land und Kreis sind gut und sinnvoll angelegtes Geld", sagte er. Das Gebäude werde eine "Augenweide" auf der rechten Tauberseite. Ausdrücklich dankte Vockel dem Landrat für dessen Engagement bei dem Projekt.
Auch Thomas Weber, Kaufmännischer Direktor des Krankenhauses Tauberbischofsheim, hob die hohe Bedeutung des Neubaus für den Klinikstandort Tauberbischofsheim hervor. "Das Krankenhaus Tauberbischofsheim und seine Mitarbeiter erfüllen den Versorgungsauftrag des Landes für die stationäre psychiatrische Versorgung der Menschen im Main-Tauber-Kreis mit hohem Engagement und einem hohem medizinisch-therapeutischen Anspruch. Die Qualität der Behandlung wird künftig von den neuen großzügig angelegten Therapieräumen und Patientenzimmern weiter profitieren."
Der Neubau entsteht in direkter Anbindung an das bisherige Krankenhaus und erstreckt sich auf einer Grundfläche von 9200 Quadratmetern über vier Stockwerke, die sich organisch an den Hang am Heimbergsflur schmiegen. Gartengeschoss und Sockelgeschoss liegen unterhalb der Ebene des jetzigen Krankenhauses, das Erdgeschoss verbindet beide Häuser mit einem neuen gemeinsamen Haupteingang. Darüber liegt ein Obergeschoss, das zum Teil als Terrasse für die Patienten genutzt werden kann. Rund 37.000 Kubikmeter umbauter Raum bieten Platz für 105 Betten und 20 tagesklinische Behandlungsplätze auf mehreren offenen und einer geschützt geführten Station sowie teilstationäre und ambulante Therapieangebote. Auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Johannes-Diakonie Mosbach wird im Neubau integriert sein.
Das neue Gebäude ist inspiriert vom Landschaftsraum des Taubertals", erläuterte Dr. Markus Kilian, Geschäftsführer des Architekturbüros v-architekten aus Köln. "Die geschwungene Form der drei Flügel bietet möglichst vielen Räumen den attraktiven Blick ins Tal und auf die Stadt. Die Höhenstaffelung fügt die Psychiatrie behutsam in die umliegende Bebauung ein. Über zusätzliche Lichthöfe werden die Innenbereiche der Gebäudeflügel mit Tageslicht versorgt und schaffen optimale Bedingungen für Patienten und Personal", so Dr. Kilian. Er lobte zugleich die hohe Qualität des Planungsprozesses mit den Verantwortlichen in Tauberbischofsheim in den vergangenen Monaten. "Wir hoffen nun, dass wir den Bau ohne Unfälle und Verzögerungen umsetzen können."
"Schon die Architektur mit Lichthöfen und den großzügigen Fensterflächen ist geprägt von Transparenz und Offenheit; sie nimmt damit den Charakter einer offenen, modernen Psychiatrie auf, wie wir ihn in unserer Klinik in Tauberbischofsheim praktizieren", erläuterte Dr. Mathias Jähnel, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. "Psychische Erkrankungen sind wohl weiterhin stigmatisiert, werden aber inzwischen in unserer Gesellschaft offener diskutiert, wie z. B. das "Burnout-Syndrom" zeigt, und können jeden treffen. Heute gibt es differenzierte therapeutische Konzepte, mit denen wir die Patienten behandeln und ihnen die Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen können", so der Chefarzt. "Ein offener unvoreingenommener Umgang mit diesen Erkrankungen ist daher enorm wichtig,damit noch mehr Betroffene ermutigt werden, bei manifesten psychischen Erkrankungen medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen."
Für die Baukosten in Höhe von insgesamt rund 29,6 Millionen Euro hat das Land Baden-Württemberg knapp 17,5 Millionen Euro an Fördermitteln zugesagt. Der Main-Tauber-Kreis Kreis hat beschlossen, den Neubau mit mehr als 12 Millionen Euro zu unterstützen. Bei einem planmäßigen Verlauf der Bauarbeiten ist die Einweihung des neuen Gebäudes für Herbst 2015 vorgesehen.